Stumpfes Bauchtrauma

Stumpfes Bauchtrauma: Verletzung des Bauchraums durch stumpfe Gewalt, häufig verursacht durch Autolenkräder oder Fahrradlenker. Leichte Verletzungen sind häufig und heilen meistens ohne Behandlung. Bei stärkerer Gewalteinwirkung entstehen eventuell Milzrisse, Leberrisse (Leberrupturen) oder Bauchspeicheldrüsenrisse (Pankreasrupturen), die meist zu lebensbedrohlichen inneren Blutungen führen und deshalb in der Regel eine rasche Operation erfordern. Verletzungen von Magen, Darm, Blase und Nieren werden ebenfalls operiert, da sie ohne Therapie meist eine gefährliche Bauchfellentzündung und/oder Blutvergiftung verursachen.

Leitbeschwerden

  • Bauchschmerzen nach Schlag oder Tritt in den Bauch
  • Häufig Schockzeichen wie kalter Schweiß, Schwindel, Herzrasen, Unwohlsein, Angst und innere Unruhe

Wann zum Arzt

Am gleichen Tag nach einem Unfall mit Schlag oder Tritt gegen den Bauch oder den Brustkorb mit anschließenden Schmerzen.

Sofort mit dem Notarzt ins Krankenhaus bei Schockzeichen wie Herzrasen, Kaltschweißigkeit und Angst.

Die Erkrankung

Der Begriff „stumpfes Bauchtrauma“ deckt ein weites Spektrum von Verletzungen ab: vom harmlosen Bluterguss in der Bauchwandmuskulatur bis zum Milzriss und Leberriss mit akut lebensbedrohlichen Blutungen. Gefährlich sind auch Verletzungen von Magen, Darm, Bauchspeicheldrüse, Nieren und Harnwegen; sie führen oft innerhalb mehrerer Tage bis Wochen zu Blutvergiftungen oder Bauchfellentzündungen. Viele lebensbedrohliche Folgen innerhalb des Bauchraums gehören zum Krankheitsbild des akuten Abdomens.

Da selbst harmlos scheinende Unfälle gelegentlich zu gefährlichen Verletzungen der Bauchorgane führen, ist es wichtig, nach stumpfer Gewalt gegen den Bauch auch bei geringfügigen Beschwerden frühzeitig einen Arzt aufzusuchen – im Zweifelsfall lieber zu häufig als zu selten. Die Chance, schwere Bauchverletzungen ohne bleibenden Schaden zu überstehen, ist am höchsten, wenn die Operation innerhalb der ersten acht Stunden erfolgt.

Das macht der Arzt

Die erste Aufgabe des Arztes besteht darin, möglichst rasch gefährliche von unbedenklichen Situationen zu unterscheiden. Zu diesem Zweck misst er Blutdruck und Puls, tastet und hört Bauch und Brust ab. Eine Ultraschalluntersuchung zeigt eventuelle Blutungen sowie mögliche Milz- und Leberverletzungen, Röntgen- oder CT-Aufnahmen von Bauch und Brustkorb geben einen Hinweis auf schwere Magen- und Darmverletzungen. Durch mehrfache Blutuntersuchungen lässt sich ein (eventuell zunehmender) Blutverlust erfassen.

Früher wurde, um eine Blutung auszuschließen, eine Bauchhöhlenspülung (Peritoneallavage) mithilfe eines dünnen Schlauchs (Katheter) durchgeführt, den der Arzt über einen kleinen Schnitt in die Bauchhöhle einführte. Dieser diagnostische Eingriff erübrigt sich aber heute durch die moderne, hochauflösende bildgebende Diagnostik.

Eine starke Blutung erfordert eine sofortige Operation, bei der jede Minute zählt. Auch ein Loch in Magen oder Darm macht eine rasche Operation notwendig, allerdings mit etwas geringerem Zeitdruck. Bei einer leichten Blutung oder einem Bluterguss in Leber und Milz ist dagegen eine abwartende Haltung möglich, solange Blutdruck und Puls stabil sind. Die Betroffenen bleiben auf der Intensivstation und werden regelmäßig daraufhin untersucht, ob die Blutung von selbst zum Stillstand kommt. Gelingt es rechtzeitig, Blutungen zu stillen und die Folgen des Blutverlusts für den gesamten Organismus zu beherrschen, heilen die Verletzungen meist ohne bleibende Folgen.

Bei schweren Verletzungen der Milz ist es gelegentlich erforderlich, das gesamte Organ zu entfernen, wenn die – meist lebensbedrohliche – Blutung anders nicht zu stillen ist. Aus dem gleichen Grund ist der Chirurg manchmal gezwungen, Teile der Leber zu entfernen. Der Verlust der Milz führt zu einer gewissen Abwehrschwäche, deren Folgen sich jedoch durch verschiedene Impfungen, besonders gegen Pneumokokken, weitgehend auffangen lassen. Ansonsten hat die Entfernung der Milz oder eines Teils der Leber in der Regel keine einschneidenden Folgen für das spätere Leben.

Erste Hilfe

Der Bauchverletzte sollte immer liegen. Eine Rolle aus Decken oder Kleidung unter den Knien und eine Kopfunterlage entspannen die Bauchdecke und reduzieren auf diese Weise den Schmerz.

Der elterliche Reflex, Kinder bei Bauchschmerzen aller Art mit einer Wärmeflasche zu versorgen, ist bei einem stumpfen Bauchtrauma fehl am Platz. Wärme fördert nämlich die Durchblutung und verstärkt damit einen eventuellen Blutverlust.