Reiseimpfungen

Regelimpfungen. Jede Reise sollte Anlass sein, zunächst einmal die bei uns empfohlenen Regelimpfungen – für Erwachsene gegen Tetanus und Diphtherie sowie Masern, Mumps oder Röteln zu prüfen. Ein Blick in den Impfpass (gegebenenfalls durch den Hausarzt) zeigt, ob die Auffrischungsimpfungen noch wirksam sind. Dies ist der Fall, wenn die letzte Impfung nicht mehr als zehn Jahre zurückliegt. Ist der Impfpass sehr lückenhaft, sollte man vom Arzt die Antikörper bestimmen lassen, sodass dieser dann entscheiden kann, was zu tun ist. Bei Bedarf übernimmt die Krankenkasse die Kosten der Impfung.

 

Pflichtimpfungen. Eher selten sind Impfungen bei der Einreise von den nationalen Gesundheitsbehörden verbindlich vorgeschrieben (so die Gelbfieber- und die Meningokokken-Impfung von einigen afrikanischen Staaten). In diesem Fall bleibt dem Reisenden nichts anderes übrig, als sich diese Pflichtimpfungen verabreichen zu lassen.

Zusatzimpfungen. Darüber hinaus gibt es je nach Reiseland oder –ziel eine Reihe weiterer, empfohlener Zusatzimpfungen.

Übersicht: Reiseimpfungen von A–Z

Cholera. Von Südostasien über Afrika, Osteuropa, sogar gelegentlich im Mittelmeerraum bis nach Südamerika, besonders unter Seuchenbedingungen (nach Katastrophen wie Überschwemmungen und in Massenlagern) auftretend, ist Cholera eine akute und unbehandelt lebensbedrohliche Durchfallerkrankung. Hervorgerufen wird sie durch Cholerabakterien, die durch mit Fäkalien verunreinigtes Wasser übertragen werden, siehe auch Vibrio-cholerae-Bakterien.

  • Impfung: Für Kinder ab sechs Jahren und Erwachsene verfügbar, aber nicht zu empfehlen, da sie weder vor Ansteckung noch Ausscheidung der Erreger ausreichend schützt – bei Urlaubsreisen mit hohem oder mittlerem Hygienestandard ist eine Ansteckung ohnehin nicht zu erwarten.
  • Auffrischung: alle sechs Monate

Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). In Mittel- (Teile Deutschlands, Österreich, Schweiz), Nord- und Osteuropa, den GUS-Staaten und den Balkanländern, tritt die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), eine Gehirnhautentzündung, auf FSME wird durch Zecken übertragen, der Verlauf ist teilweise sehr schwer.

  • Impfung: sechs Wochen vor der Abreise die 1. Impfung, nach vier Wochen die 2., nach neun bis zwölf Monaten die 3. (oder Kurzschema: nach einer Woche die 2., nach drei Wochen die 3.), innerhalb von zwei Tagen leichte Lokal- und auch Allgemeinreaktionen
  • Empfohlen für alle Reisen in FSME-Risikogebiete
  • Auffrischung: alle drei bis fünf Jahre, bei Kindern unter zwölf oder Älteren über 50 Jahren alle drei Jahre

Gelbfieber. Im „Gelbfiebergürtel“ im tropischen und südlichen subtropischen Gürtel Schwarzafrikas (90 % aller Fälle) und Südamerikas (10 % aller Fälle) grassierend, ist Gelbfieber eine akut lebensbedrohliche Erkrankung. Im schlimmsten Fall führt sie zu akutem Nieren- und Leberversagen; sie wird durch spezielle Mücken übertragen.

  • Impfung: zehn Tage vor Abreise (gut verträglich), in einer Reihe von Ländern verpflichtend verlangt. Sie muss durch spezielle Gelbfieberstellen (Adressen beispielsweise unter www.fit-for-travel.de/reisemedizin/wichtigeadressen/index.html) durchgeführt werden
  • Empfohlen für alle Aufenthalte in Gelbfiebergebieten (zu finden zum Beispiel unter www.crm.de)
  • Auffrischung: nach zehn Jahren

Grippe. Eine weltweit häufige und schwere Virusinfektion mit „Saison“ auf der Nordhalbkugel von November bis März und auf der Südhalbkugel von Mai bis Oktober. Die Grippe (Influenza) ist eine hochgradig ansteckende Erkrankung und wird durch Tröpfcheninfektion übertragen.

  • Impfung: mindestens zwölf Wochen vor Abflug, der Impfschutz beginnt 14 Tage nach Impfung, innerhalb von zwei Tagen leichte Lokal- und auch Allgemeinreaktionen
  • Empfohlen für chronisch Kranke, Personen über 60 Jahre und Asthmatiker
  • Auffrischung: jährlich mit aktuellem Impfstoff

Hepatitis A. Weltweit verbreitet ist Hepatitis A, eine Leberentzündung, die speziell in tropischen Ländern auftritt und ein häufiges „Reisemitbringsel“ ist. Sie wird durch verunreinigtes Wasser oder Nahrungsmittel übertragen, aber auch durch menschliche „Ausscheider“, die selbst keine Krankheitszeichen zeigen.

  • Impfung: intramuskulär zwei bis vier Wochen vor der Abreise, aber auch bei Last-Minute-Reisen noch empfehlenswert, innerhalb von zwei Tagen leichte Lokal- und auch Allgemeinreaktionen
  • Empfohlen für alle Reisen in tropische und subtropische Gebiete, eingeschränkt sogar bei innereuropäischen Reisen, z. B. südlich der Alpen, östlich der Oder
  • Auffrischung: Eine weitere Impfung nach sechs bzw. zwölf Monaten gewährleistet einen zehnjährigen Schutz.

Hepatitis B. Weltweit ist Hepatitis B eine der häufigsten Virusinfektionen mit allein 20.000 Neuinfektionen in Deutschland pro Jahr. Übertragen wird sie durch sexuelle Kontakte, aber auch durch verunreinigte Spritzen oder Bluttransfusionen.

  • Impfung: sechs Wochen vor der Abreise intramuskulär die 1. Dosis, im Abstand von vier Wochen die 2., dann erst Abreise; die 3. Dosis nach acht Monaten – eventuell auch mit verkürztem Impfschema mit höheren Kosten; gute Verträglichkeit
  • Empfohlen für längere Besuche in durchseuchten Gebieten oder bei engem Kontakt mit der Bevölkerung
  • Auffrischung: nach zehn Jahren, eventuell nach Blutuntersuchung (Antikörperbestimmung)

Japanische Enzephalitis ist eine eher seltene Form der Hirn- und Hirnhautentzündung. Die Japanische Enzephalitis tritt in Südostasien und im Westpazifik besonders während der Sommermonsunzeit auf und wird durch Mücken übertragen.

  • Impfung: drei Impfungen innerhalb von vier Wochen (Impfstoff in Deutschland nicht zugelassen, muss über internationale Apotheken bestellt werden)
  • Empfohlen für Langzeitaufenthalte in Risikogebieten
  • Auffrischung: nach einem Jahr, dann alle vier Jahre

Meningokokken-Meningitis. In Europa immer wieder sporadisch auftretend und im tropischen Afrika und Südasien („Meningitisgürtel“) in Gebieten mit armer Bevölkerung verbreitet ist die Meningokokken-Meningitis, eine akute bakterielle Hirnhautentzündung. Es gibt diverse Untergruppen der Krankheitserreger, die durch Tröpfcheninfektion verbreitet werden.

  • Impfung (siehe auch Meningokokken-Meningitis und Meningokokken-Meningitis-Impfung): Gegen Meningokokken vom Typ A und C (AC-Impfstoff) bzw. vom Typ A, C, W135 und Y (ACWY-Impfstoff), Einmalimpfung ein bis zwei Wochen vor Abreise
  • Empfohlen für Reisen in betroffene Gebiete bei engem Kontakt zur Bevölkerung; Impfpflicht für Mekkareisende zur Pilgerzeit
  • Auffrischung: alle drei Jahre

Pneumokokken. Pneumokokken-verursachte Erkrankungen treten weltweit auf in Form teilweise sehr schwer verlaufender Hirnhaut- oder Lungenentzündungen.

  • Impfung: einmalig, Impfschutz nach drei Wochen
  • Empfohlen für: Kleinkinder und Patienten über 60 Jahren (Regelimpfung)
  • Auffrischung: nach drei bis fünf Jahren

 

Polio[myelitis]. In den Industrieländern im Prinzip nicht mehr anzutreffen, jedoch in Afrika und Asien nach wie vor auftretend, ist Polio eine nicht nur für Kinder gefährliche Lähmungserkrankung.

  • Impfung: gehört zum Basisimpfschutz in Kombination mit Diphtherie/Tetanus. Bei nicht mehr ausreichendem Schutz Auffrischimpfung vor der Abreise durch zwei Impfungen im Abstand von vier bis acht Wochen
  • Empfohlen bei Reisen in Risikogebiete
  • Auffrischung: alle zehn Jahre

Tollwut. Weltweit vorkommend ist Tollwut eine Krankheit mit besonderer Verbreitung in den ländlichen Gebieten Indiens, Südostasiens und des (tropischen) Afrikas. Sie hat eine hohe Todesrate und wird übertragen durch Bisse von Fuchs, Wolf oder Hund, in Südamerika auch von der Fledermaus.

  • Impfung: fünf Wochen vor Abreise beginnend, drei Impfungen im Wochenabstand; passive Impfung nach Biss möglich
  • Empfohlen bei Reisen in tollwutgefährdete Gegenden – auch wenn die Krankheit eher selten vorkommt – wegen möglicher Knappheit oder falscher (stark unterdosierter) Verabreichung im Reiseland
  • Auffrischung: nach einem Jahr, dann nach drei bis fünf Jahren

Typhus. Vor allem in Katastrophengebieten auftretend, ist Typhus eine schwere Infektion mit langer Inkubationszeit. Sie wird durch verunreinigtes Wasser oder Nahrungsmittel übertragen.

  • Impfung: entweder eine Schluckimpfung (innerhalb von fünf Tagen sind drei Kapseln zu nehmen, die jedoch nicht gleichzeitig mit anderen Impfungen eingenommen werden dürfen) oder eine Impfung in Form einer Spritze zwei Wochen vor Abreise
  • Die Impfung schützt nur in etwa der Hälfte der Fälle. Empfohlen nur für Senioren, Rucksacktouristen und Patienten mit Abwehrschwäche, die in Risikogebiete reisen.
  • Auffrischung: Schluckimpfung jährlich, Injektionsimpfung alle drei Jahre

Obwohl Reiseimpfungen an sich nicht im Leistungskatalog der gesetzlichen Kassen auftauchen, übernimmt die Kasse in der Regel zumindest einen Teil der Impfkosten. Es lohnt sich, dies vorher mit der Kasse abzuklären.