Hüftkopfgleiten

Hüftkopfgleiten (Epiphyseolysis capitis femoris): Abgleiten der Hüftkopfkappe vom Hals des Oberschenkelknochens im Bereich der Wachstumsfuge ohne Einwirkung von Gewalt. Einer von 10 000 Heranwachsenden ist betroffen, meist in der Frühpubertät, Jungen dreimal so häufig wie Mädchen. In bis zu 80 % der Fälle erkranken beide Hüftgelenke. Eine Operation ist unumgänglich.

Die Erkrankung

Bei Jugendlichen sind die Knochen noch nicht ausgereift, das Längenwachstum findet ausschließlich an den Wachstumsfugen statt. Eine davon befindet sich zwischen Hüftkopf und Schenkelhals. Das Fehlen harten Knochengewebes macht diese Zone zu einem Ort verminderter Belastbarkeit. So kommt es hier manchmal, v. a. zu Beginn eines pubertären Wachstumsschubs, zum Abgleiten des Hüftkopfs vom übrigen Knochen. Als Risikofaktoren gelten hormonelle Einflüsse und insbesondere Scherkräfte auf die Wachstumsfuge, wie sie bei Übergewicht oder im Rahmen von Verletzungen auftreten.

Das Abgleiten kann plötzlich oder, was wesentlich häufiger ist, langsam geschehen. Die akute Form führt zu plötzlichen, starken Schmerzen, Bewegungseinschränkungen im Hüftgelenk und meist vollständiger Belastungsunfähigkeit des Beins, während die langsame Form lange Zeit kaum Beschwerden macht. Oft spüren die betroffenen Jugendlichen nur ein gelegentliches Ziehen in Leiste, Oberschenkel und Knie oder eine rasche Ermüdbarkeit des erkrankten Beins. Häufige Langzeitfolge ist eine vorzeitige Hüftgelenksarthrose.

Das macht der Arzt

Zunächst wird der Arzt das schmerzende Bein untersuchen, um die Erkrankung einzugrenzen und um festzustellen, ob die Hüfte betroffen ist. Wegen der schweren Folgen eines übersehenen Hüftkopfgleitens ist es wichtig, bei allen unklaren Beschwerden im Bereich der Hüfte, des Oberschenkels, aber auch des Knies im betroffenen Alter ein Hüftkopfgleiten auszuschließen. Mit einer Ultraschalluntersuchung ist oft schon ein Abrutschen des Hüftkopfs sichtbar. Lässt sich hier keine Sicherheit gewinnen, klärt Röntgen, im Zweifelsfall auch Kernspin die Diagnose.

Die Behandlung ist wegen der drohenden Arthrose immer operativ. Die akute Form erfordert eine notfallmäßige Operation innerhalb weniger Stunden, um die Durchblutung zu erhalten. Der abgerutschte Hüftkopf wird wieder eingerichtet (reponiert) und dann verschraubt oder mit Drähten gesichert. Da das Leiden oft beidseitig auftritt, ist es meist ratsam, auch die gesunde, d. h. noch beschwerdefreie Hüfte zu operieren. Nach dem Eingriff benutzen die Heranwachsenden für sechs bis zwölf Wochen Gehstützen. Bei rechtzeitiger Operation sind die Heilungsaussichten auch bei weit abgerutschten Hüftköpfen sehr gut. Dennoch lassen sich Spätschäden wie eine Arthrose nicht sicher ausschließen.